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Startseite Berlin Kiezleben An der Kurfürstenstraße, dem Revier von Berlins berüchtigstem Strich, entstehen derzeit mondäne Luxus-Bauten.Ein Bericht vom Interessenskampf zwischen Rotlichtmilieu und Beletage   Text: Thomas Schmidt und Philipp Wurm Berlin ist eine Sex-Stadt.Jeder kommt zum Ficken.Und die Kurfürstenstraße ist die Kaufpassage.“ Sagt die Ungarin, Mitte 20, weiße Daunenjacke, schwarze Mähne.Und stakst auf ihren High Heels, die steiler als die Eiger Nordwand sind, zum nächsten Kunden, der in einem Mercedes wartet.Auf dem Bürgersteig, der schon bald ein Laufsteg der Reichen und Privilegierten sein wird, regiert in diesem Frühling noch die Prostitution.Indische Geschäftsmänner, amerikanische Touristen, deutsche Arbeiter kommen hierhin, um von jungen Osteuropäerinnen bedient zu werden.Blowjobs für zwanzig Euro, Vaginalsex für vierzig Euro.Die Pärchen, die sich bilden, sind exotisch: Ein Schönling mit Dutt, Bärtchen und beigefarbenem Trenchcoat, so makellos, dass er in der „GQ“ abgebildet sein könnte, verschwindet mit einer Junkie-Frau fast ohne Zähne.
Das Gespann taucht ab im Erotik-Kaufhaus „LSD“ ein paar Meter weiter, wo die Kabinen zu Matratzen werden.mobel koblenz an der romervillaSonstige Absteigen: Stundenhotels wie der „Steinmetz“ um die Ecke.mobel raumungsverkaufNachts geht’s auch im Freien zur Sache, hinter Büschen und Zäunen.mobelhauser um kielÜber dieser Bezahl-Sex-Szene thront ein arabischer Clan, der von den Mädchen Standgelder einkassiert.xtra möbelSeinen Namen darf man nicht nennen, weil dessen Anwalt sonst Unterlassungserklärungen verschickt.möbel verkaufen tübingenAusgerechnet hier, wo etwa 400 Sexarbeiterinnen ihre Körper verkaufen, viele süchtig nach Heroin oder Koks, zieht bald der Luxus ein.otto katalog möbel 2014 bestellen
Rund um die Kurfürstenstraße, dem größten Straßenstrich der Stadt, werden in den kommenden Jahren mehrere Edel-Immobilien hochgezogen; auf Bauland, das sich über Brachen und Grundstücken abgerissener Häuser erstreckt.Die Neubauten bieten Platz für hunderte Wohnungen.Es geht um Paläste von Star-Architekten, deren Dachwohnungen bis zu 1,8 Millionen Euro teuer sind; um Glasfassaden, Start-up-Büros und Tiefgaragen mit Auflade-Stationen für Elektro-Autos.Neue Domizile für die Beletage, die sich niederlassen will, mitten im Rotlichtkiez.Kaputtheit als StandortfaktorEine Entwicklung, die typisch ist für Berlin, wo das Nebeneinander von Gegensätzen schon immer fester Teil der Topografie war.Und Kaputtheit ein Standortfaktor.Weil die Zuzügler aus der Provinz, ob aus Oldenburg oder Oberammergau, in die darwinistische Großstadtwildnis so etwas wie Authenzität hineindeuten.Die Stadt als großes Abenteuerland.Um diese Vorzüge wissen auch die Investoren, die in Stein und Stahl an der Kurfürstenstraße investieren und sich schon jetzt auf Millionen-Umsätze freuen.
Hinzu kommt die herausragende Lage, die den Kiez besonders für die Gutverdiener mit Bürojobs in Mitte begehrt macht: einen Katzensprung entfernt vom Potsdamer Platz und von der Friedrichstraße, den Kapillaren der Hauptstadt, wo Firmen sitzen und Verbände, Stiftungen und große Agenturen.Die Frage ist bloß: Was bedeuten diese Veränderungen für den Kiez?Und: Wer wird verdrängt – in einem Kiez, der einst die Herzkammer des alten Westens war?Die Ophelia der UnterweltVon dieser Vergangenheit ist einiges zu sehen: Die Gegend ist eine Resterampe der einstigen Mauerstadt.Noch stehen da die beiden Möbelhäuser in der Genthiner Straße, Hübner und Kriegerhome, beide Resultate des Wirtschaftswunders.Heute müssen sie gegen Ikea und Ebay ankämpfen – und wirken mit ihrer mittelständischen Bescheidenheit aus der Zeit gefallen.In der Nachbarschaft steht das Stammhaus des Café Einstein, Ende der 70er eröffnet, gut abgehangene Kaffeehauskultur.Einen Steinwurf entfernt erinnert ein Nachkriegshaus, das angeranzt ist wie fauler Camembert, an das klaustrophobische 70er-Jahre-Berlin: Hier, in der Genthiner Straße 26, schepperte damals das „Sound“, die Mutter aller Großdiskotheken, mit Nebelmaschine, Laser-Blitzen und harten Drogen.
So abgründig, dass auch Mick Jagger und David Bowie hinabstiegen.Die Ophelia dieser Unterwelt war damals Christiane F., die sich in den „Sound“-Toiletten die Schore in die Venen drückte.Und sonst, gleich gegenüber, über den Strich lief, der die Kurfürstenstraße schon damals zu einem harten Pflaster gemacht hat.Schräg gegenüber steht eine altgediente Volksküche: die Bude von „Curry-Bernd“, in der seit 40 Jahren Würste gewendet werden.Momper gehörte zu den Stammgästen, ebenso Anarchisten aus der linken Szene, die in den 80ern einmal durch die Luke kletterten, das Rost klauten und auf der Kreuzung grillten.Zurzeit ist die Bude, ein bisschen größer als ein Strandkorb, geschlossen – es heißt, Bernd Mikeleit, der Mann an der Grillzange, entspannt lieber in Asien, bevor in Berlin der Sommer losgeht.Er war mal der Kumpel der Frauen am Strich, die ganz früher Doris oder Waltraud hießen.Irgendwann verstand er ihre Sprache nicht mehr: „Bulette, Ketchup oder Mayo, das können sie sagen.
Sonst nichts.“ Es waren die Jahre nach der EU-Osterweiterung, als 20-Jährige aus Ungarn, Rumänien und Polen auf den Strich strömten, in der Hoffnung auf ein paar Euros.Bilder Mit den neuen Nobel-Appartements wird dieses raue Viertel glatter werden.Mehr Soho, weniger St. Pauli.Im Showroom der Immobilienagentur Diamona & Harnisch liegen Prospekte, drumherum stehen Designer-Stühle.Hier werden die Wohnungen des Prachtbaus unter den neuen Häusern beworben: das Carré Voltaire.Ein heller Längsbau, der sich wie ein Seidenschal an die Kurfürstenstraße schmiegt; der Architekt ist Klaus Theo Brenner, der derzeit auch in Karlshorst eine Gartenstadt plant.Der Neubau soll auf einem Gelände entstehen, das einst in Diplomaten-Hand war; hier residierte in der Weimarer Republik die polnische Gesandtschaftskanzlei.An gleicher Stelle entstehen nun 119 Eigentumswohnungen, die zu Quadratmeterpreisen zwischen 4.200 und 7.400 Euro verkauft werden.In der Tiefgarage können Bio-Bürger ihren Tesla aufladen.Hipster-Architektur und ein Hotel Uwe Pelz, dunkler Anzug, höflicher Auftritt, gehört zu denen, die den Verkauf organisieren.
Er ist überzeugt von der Anziehungskraft des Viertels: „Der Kiez hat eine Geschichte, ist interessant,  absolut nicht steril und erfindet sich gerade neu.“ Ins Carré ziehen alle möglichen Leute ein, „vom Kreativen bis zum Unternehmer“.Und was passiert mit den Prostituierten, die zurzeit vor der Baustelle noch auf- und abstolzieren?„Die Damen werden sich vermutlich eine andere Ecke suchen müssen.“ Weitere Bauvorhaben, die das Milieu verdrängen könnten: Auf dem Parkplatz von Möbel Hübner, dem Einrichtungstempel der Mittelschicht, soll Hipster-Architektur entstehen.Ein avantgardistischer Glaspalast, finanziert von einer Baugruppe.23 Wohnungen sind geplant, Terrassen auf dem Dach, ein Garten im Innenhof.Auch zwischen Genthiner und Derfflinger Straße wird ein neues Quartier  hochgezogen, ein schicker Bau, der Platz für 88 Wohnungen sowie ein paar Start-ups hat.Und an der Ecke Kurfürsten-/Potsdamer Straße ist ein Hotel geplant, berichtet der Tagesspiegel.Heute verkauft hier „Woolworth“ noch Putzlappen und Fußabtreter.Die Stunde der Hardliner In der Rotlichtszene geht angesichts dieses Bau-Booms die Existenzangst um.
Die Sex-Arbeiterinnen müssen entweder in Seitenstraßen ausweichen – oder, falls die Politik ernst macht und gar einen Sperrbezirk einführt, ganz abhauen.Früher war es nur Henkel, der notorische CDU-Hardliner, der den Kiez zum Sperrbezirk machen wollte, zumindest für die Tageszeit.In diesem Frühjahr, da 900 Polizisten das Großbordell Artemis gestürmt haben und auch sonst Law and Order schwer angesagt ist, öffnen sich selbst die Sozialdemokraten im Senat.Deren Experte für Sicherheitsfragen, der ehrgeizige Tom Schreiber, sagt: „Nur so können wir die Einnahmequellen der organisierten Kriminalität trockenlegen.“Ein Besuch beim Frauentreff Olga: In dem Haus mit der zartgünen Tür, gleich am Straßenstrich, können die Prostituierten essen, schlafen oder sich helfen lassen, wenn ihren Zuhältern die Sicherungen durchbrennen.Monika Nürnberger, die Leiterin, Anfang 30 und topseriös, preist zwischen bunten Bildern und Blumen die Sozialarbeit.Über Baustellen, Bagger und die Verdrängungsprozesse, die sie auslösen können, sagt sie: „Es ist fatal.“ Der Wandel kann dazu führen, dass die Prostituierten komplett verdrängt werden und der Sex dann versteckt stattfindet, in Kellern oder sonstwo.“ Für die Frauen bedeute das einen Verlust von Schutz und Sicherheit.
Womöglich müssen die Mädchen in einem anderen Kiez am Bordstein stehen, wo es niemanden gibt, der sich um sie kümmert.Hier, im Kiez, gibt es ein Netzwerk von Helfern und Helfershelfern, neben „Olga“ auch das Gemeindezentrum der Zwölf-Apostel-Kirche.Wer wissen will, wie die Menschen außerhalb der Sex-Glocke den Wandel erleben, muss ins Café Nil.Eine Teestube, die aussieht wie eine Gastarbeiterkneipe in einem alten Fassbinder-Film, mit tabakschwerer Luft und Vorhängen in Altrosa.In Wirklichkeit wurde sie erst 1998 eröffnet.Kaya, 52, ein Mann mit Halbglatze und bübischem Grinsen betreibt den Laden, einen Taubenschlag der türkischen Community.Durchs Schaufenster beobachtet er regelmäßig die Anbahnungsgespräche zwischen den Mädchen und ihren Freiern.Er ist ein Chronist der täglichen Tristesse – und verkörpert die Stimmung der Menschen, die hier arbeiten und leben, ohne mit der Sex-Industrie etwas zu tun haben.„Es ist gewalttätiger geworden“, erzählt er.Seine Gäste erzählen von Minderjährigen, die auf den Strich gehen, von Frauen, die blutig geschlagen werden, von Zuhältern, die Spielautomaten zertrümmern.
Er ahnt, dass die Gentrifizierung dem Milieu den Garaus machen könnte – dass aber auch andere Kiez-Charakteristika fortgespült werden könnten, etwa sein Café, wo sie Karten spielen und einfach nur ihre Ruhe haben wollen.Ein bärengroßer Mann, der in seinem schwarzen Tee rührt, sagt: „Von uns wird sich die teuren Mieten wohl keiner leisten können.“ Gleichwohl wären sie froh, wenn das Rotlicht im Viertel runtergefahren würde.So sieht es auch eine Anwohner-Initiative, die sich vor Kurzem gegründet hat.„Gegen den Strich – Sperrgebiet Tiergarten Süd“ heißt sie.Die Nachbarn haben genug von benutzten Kondomen in der Nähe von Kindergarten und Schulen und durchgeknallten Zuhältern.Und sammeln Unterschriften für einen prostitutionsfreien Stadtteil.Was sie vom grassierenden Baufieber halten, ob die Hoffnung, dass der Kiez friedlicher wird, größer ist als die Angst, in der Gentrifizierung unterzugehen: schwer zu sagen.Sie wollten nicht sprechen.Doch schon jetzt verströmt der Kiez auch abseits des Strichs eine Atmosphäre des Ausverkaufs: Die Stammfiliale des Möbelhauses Kriegerhome macht bald dicht, das Gebäude des „Dänischen Bettenlagers“ soll entkernt werden – das Grundstück geht an den Investor, der zwischen Genthiner und Derfflinger Straße ein neues Quartier errichten will.
Im „LSD“-Kaufhaus, dessen pinkfarbene Leuchtschrift den Kiez prägt, hängen überall „Sale“-Plakate, die Preisnachlässe um 60 Prozent verkünden.Innen drin: ein paar Männer, die zwischen „Life Size Love Dolls“ und „Fuck Faces“ herumstöbern; außerdem Rolltreppen wie Geisterbahnen.Und ein schmallippiger Verkäufer am Tresen, der nichts sagen will.Dann ist da noch ein anderer Ort, der nicht mehr so in den neuen Kiez passen würde, zum Glück wahrscheinlich: das Café Adler an der Kurfürstenstraße, ein Imbiss wie eine Bahnhofskantine.Eine Chill-Out-Area der Frauen vom Strich und ihrer Zuhälter.Abends jedoch sei es so laut, so aggressiv hier, dass es kaum auszuhalten sei, erzählt eine Frau.Ein Laden, in dem deutlich zu werden scheint, dass Prostitution nicht immer freiwillig ist.In der Tat kommen manchmal Fälle sexueller Ausbeutung im Kurfürstenkiez vor Gericht: Noch 2014 sind in Moabit zwei rumänische Zuhälter verurteilt worden, die ein 18-jähriges Mädchen aus ihrer Heimat auf den Strich gezwungen haben.