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Seit 40 Jahren bringt Ikea Ivar- und Billy-Regale in deutsche Wohnungen.Der schwedische Konzern machte modernes Design bezahlbar - und Möbel zur Wegwerfware.Mittwoch, 15.10.2014 11:09 Uhr Drucken Nutzungsrechte Feedback Kommentieren Pling.Alle zehn Sekunden wird in irgendeinem Ikea-Laden auf der Welt ein Billy-Regal über die Kasse geschoben.So besagt es zumindest eine der vielen Legenden um das Möbelhaus.Der Käufer, der sich in genau diesem Moment noch freut, wird später vielleicht fluchen oder sogar verzweifeln - wenn er die lackierten Sperrholzplatten erst im halb geöffneten Kofferraum nach Hause bugsieren muss und schließlich, nachdem das kiloschwere Paket in die Dachgeschosswohnung geschafft wurde, vor der undankbaren Aufgabe des Aufbauens steht.Klar, dass mindestens eine Schraube aus dem durchsichtigen Plastiksäckchen fehlt.Noch so eine Legende.Seit vier Jahrzehnten kursieren Anekdoten wie diese auch deshalb, weil eigentlich jeder aus eigener Erfahrung mit dem Kopf nickt, während sie erzählt werden.

1974 wurde die erste Filiale des Möbelgiganten in Deutschland in Eching bei München eröffnet.Seitdem wurden 47 weitere gelb-blaue Möbelhäuser hierzulande hochgezogen, 100 Millionen Besucher zieht es jährlich dorthin.Damit ist Deutschland zu einem der umsatzstärksten Märkte für Ikea geworden.Vier der insgesamt 28,5 Milliarden Euro Umsatz wurden im vergangenen Geschäftsjahr hier gemacht.Das erste Ikea-Einrichtungshaus in Eching bei München Das Geschäftsmodell, das der inzwischen 88-jährige Ikea-Gründer Ingvar Kamprad in die Bundesrepublik brachte, ist denkbar simpel: Modernes Design zu einem günstigen Preis anbieten - und dafür den Umschlag deutlich erhöhen.Zielgruppe waren am Anfang vor allem Studenten."Wer jung ist, hat mehr Geschmack als Geld", ist der Slogan des ersten deutschen Ikea-Katalogs.Darunter sind gepolsterte Lesesessel für je 124 Mark abgebildet - ein Jahr später kostet ein vergleichbares Modell nur noch 59 Mark.(Sehen Sie die unterschiedlichen Katalog-Cover von 1974 bis heute hier.)

Das Prinzip hat allerdings auch seine Kehrseite."Ikea hat den Möbelmarkt sehr schnell verändert", sagt Harald Welzer, Soziologe an der Universität Flensburg und Autor von "Selbst denken: Eine Anleitung zum Widerstand".Früher wurden Schränke und Betten noch im Möbelgeschäft bestellt oder sogar angefertigt.Die sollten Jahrzehnte halten.Nun werfe der Kunde ein Regal, dass nur 38 Euro gekostet und fast überall wieder nachgekauft werden kann, beim nächsten Umzug im Zweifelsfall eher auf den Sperrmüll, als es in der neuen Wohnung nochmal aufzubauen.Dafür habe sich inzwischen schon ein Begriff gebildet: die Ikeaisierung."Bis heute steht Ikea für den Umschwung vom Lang- zum Kurzlebigen", sagt Welzer.Schuld an der Wegwerfgesellschaft ist das Milliarden-Imperium aus dem südschwedischen Älmhult allein sicher nicht."Die Wegwerfkultur gab es schon vor Ikea.In den Fünfzigerjahren war es in den USA schick, etwa gebrauchtes Plastikgeschirr einfach wegzuschmeißen, statt herkömmliches abzuwaschen", sagt Welzer.

Der Trend habe sich dann mit einigen Jahren Verzögerung nach Europa ausgebreitet.Ikea habe es schließlich hierzulande in die Möbelbranche getragen.Billy-Regale im Ikea-Ausstellungsbereich in Hofheim-Wallau (Hessen) Gleichzeitig hat Ikea das Thema Design in Deutschland massentauglich gemacht.
möbel unger stuttgart"Deutsche Einrichtung konnte man bis dato auf das Stichwort 'Gelsenkirchener Barock' herunterbrechen", sagt Jörg Hundertpfund.
möbel bestellen ethMassive Schrankwände sind damit gemeint.
möbel einlagern berlin günstigIkea schaffe es zudem, immer wieder genau die zeitgenössischen Strömungen aufzugreifen und die Produkte darauf auszulegen, sagt der Professor im Fachbereich Gestaltung der FH Potsdam.
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Der Hype um die schwedischen Möbel habe aber auch zu einer Vereinheitlichung der Einrichtung geführt; Hundertpfund spricht von einem "kulturellen Mehltau", der sich über deutsche Wohnungen lege.In fast jeder stehe doch heute ein Billy-Regal.
möbel gamma wil sgDas sei per se nichts Schlechtes.
möbel hesse weihnachtsbaumAuch die Kritik an der Qualität der Möbel kann der Professor nicht nachvollziehen: "Das ist wie bei einem Auto, das man für 100 Euro bekommt.Da sollte man sich hinterher nicht beschweren, dass es tropft und quietscht."Dennoch stehe der Kunde heutzutage vor einem Dilemma: Zum einen sehne er sich nach Nachhaltigkeit und damit auch Verbindlichkeit - auf der anderen Seite wolle er sich und seine Einrichtung verändern und dem Trend anpassen."Und dann fragen sich die Leute: Warum soll ich einen Tisch für 90 Euro kaufen, wenn ich fast den gleichen für zehn Euro haben kann?"

Ist das die Zukunft?Echten Fans der Marke geht es ohnehin weniger um Materialfragen - sondern ums Gefühl.Schon alleine durch das konsequente Duzen der Kunden soll Nähe suggeriert werden.Dabei hat sich der Fokus des Marketing in den vergangenen 40 Jahren verändert: Was früher die Studenten waren, ist heute die junge Familie."Die Kinder können rutschen und spielen im Bälleparadies, während die Eltern im Restaurant Kaffee trinken.Am Ende war der Ikea-Besuch ein schöner Familienausflug, der aber nicht unbedingt das Ziel hatte, ein Möbelstück zu kaufen", erzählt Klaus Völk, der die Website Ikea-Freunde gründete, die mittlerweile in möbelfans.de umbenannt werden musste.Nicht immer geht das Kunden-Umarmungs-Prinzip allerdings auf.Gegen die Pläne einer ersten Ikea-Filiale in der Fußgängerzone in Hamburg Altona liefen viele Anwohner Sturm.Sie befürchteten einen Verkehrskollaps, steigende Mieten und eine sukzessive Verdrängung.Ikea als Gentrifizierungs-Motor also.Bei einem Bürgerbescheid votierten vor vier Jahren dennoch mehr als Dreiviertel der Abstimmenden für den Laden.

Vor wenigen Monaten wurde der mehrstöckige Koloss eröffnet; es soll jetzt schon eine der umsatzstärksten Ikea-Filialen der Republik seien.Ikea-Filiale in Hamburg-Altona: "Es kann eine Option sein" Ist das die Zukunft von Ikea?Entschieden ist das offenbar noch nicht."Es kann eine Option sein", sagte Deutschland-Chef Peter Betzel bei einer Pressekonferenz zum Jubiläum.Man lerne in Altona noch jeden Tag.Fest steht hingegen, dass Ikea auch weiterhin in Deutschland zulegen will.20 neue Filialen will der Konzern in den kommenden Jahren in Deutschland bauen.Den Vorwurf des Wegwerfprinzips könne man nicht nachvollziehen, teilt eine Konzern-Sprecherin mit."Wir haben ein Sortiment, das in den Maßen und Stilen so aufeinander abgestimmt ist, dass es vielfältig kombinierbar und lange in unterschiedlichen Lebenssituationen nutzbar ist."Der Kritik der Wegwerfkultur wird Ikea dennoch auch künftig begleiten.So hat das Unternehmen im vergangenen Jahr ein lebenslanges Umtauschrecht für nahezu alle Produkte ausgegeben.